Tunis, Mo, 23.3.15 „Die Völker der Welt gegen den Terrorismus!“

So hieß das Motto der Auftaktkundgebung des WSF, bei dem mehrere tausend Menschen am 24.3. im strömenden Regen teilnahmen. Ein Motto, das natürlich im direkten Zusammenhang steht mit dem Anschlag der vergangenen Woche, es drückt die Solidarität mit den Opfern, mit deren Familien und mit den Menschen in Tunis aus. Die FreundInnen von Baraka sahen das Ganze skeptischer, wir nehmen an der Veranstaltung schließlich nicht teil. Was für ein Terrorismus ist hier gemeint? Offenkundig derjenige des IS. Sind dann die Bomben, die über dem Irak abgeworfen wurden, kein Terrorismus? Was sind die (ganz unterschiedlichen) Kämpfe der ETA, der PKK oder der Zapatisten? Das Wort Terrorismus ist ein schillernder Begriff, der spätestens seit 2001 als Rechtfertigung für Interessens-Kriege EU und USA dient. Was Freiheitskampf und was Terrorismus ist, darüber entscheidet im Zweifelsfall die Deutungshoheit von Medien und Politik. Als auf dem Maidan in Kiew vor einem Monat dunkler Rauch aus brennenden Straßen aufstieg, sprach die deutsche Presse mehrheitlich vom Freiheitskampf der UkrainerInnen. Dasselbe Bild in der vergangenen Woche in Frankfurt: Die Blockupydemonstrationen gegen die neue EZB seien in „bürgerkriegsartige Zustände“ ausgeartet. Wie ist das Motto der WSF-Auftaktkundgebung also zu verstehen? Aus der Schilderung einer Journalistin wissen wir, dass der Kopf des Kommitees Chef einer tunesischen NGO ist. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Organisationsstruktur der Regierung nahe steht. Dass die Entscheidung, den Eröffnungsmarsch unter dieses Motto zu stellen, aus dieser Richtung gekommen sein könnte, ist natürlich reine Spekulation.